Mitgefühl: Mit den anderen

In jeder Situation Mitgefühl mit den anderen zu haben, ist eine echte Herausforderung finde ich. Vor allem in der heutigen Zeit, in der das «grösser, schneller, besser» immer noch in den Köpfen vieler Menschen vorherrscht. Man vergleicht sich – meist unbewusst. Wenn du dabei besser abschneidest – was natürlich immer subjektiv ist – dann fühlst du dich gut. Wenn du schlechter bist als dein «Vergleichsmodell», kann es dich schon auch traurig stimmen. Ob du willst oder nicht, wirst du stets von der Meinung der anderen beeinflusst. Doch was hat die Meinung der anderen mit Mitgefühl zu tun? Ich gebe dir ein aktuelles Beispiel dazu.

Der verbale Angriff

Mitgefühl bedeutet unter anderem, dass du dein Gegenüber zu verstehen versuchst und so akzeptierst, wie er oder sie gerade drauf ist, auch wenn diese Person dich verbal angreift. Das geschah mir kürzlich, als ich in meinem Job als Berufsschullehrerin in der Schule war. Aktuell gilt in den Schulhausgängen Maskenpflicht. Da ich unter Atembeschwerden und Panikattacken leide, sobald ich die Maske über die Nase stülpe, trage ich die Maske unter meiner Nase. So weit, so gut. Bis ich auf eine Lehrerkollegin stiess, die mich sofort verbal und heftig angriff, weil ich so kein gutes Vorbild für die Lernenden darstellen würde. Sie gab mir nicht die Gelegenheit, meinen Standpunkt zu erläutern und zu erklären, sondern hakte einfach auf mich ein, was ich alles falsch machen würde. Das hat mich innerlich sehr getroffen, denn im Grunde genommen finde ich diese Lehrerkollegin sympathisch.

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Darüber nachdenken

Dieser Angriff hat mich noch lange beschäftigt und ich habe versucht, ihre Position zu verstehen, ihre Angst nachzuvollziehen und ihre Situation zu begreifen, in der sie sich zurzeit befand, ohne das Ganze zu werten. Ich wollte auch kein weiteres Gespräch darüber halten, daher beschloss ich, darüber eingehend nachzudenken. Schliesslich kam ich zum Schluss, dass Mitgefühl die Lösung ist. Ich fühle mit ihr mit, mit ihren Ängsten und Vorbehalten, habe ich mir gesagt.

Mitgefühl ist eine Herausforderung

Doch das ist nicht so einfach. Mitgefühl ist keine leichte Übung, sondern kann schon auch in eine Herausforderung münden, wenn man es richtig lebt. Für mich war es in dieser Situation auf jeden Fall so. Ich fühlte mich missverstanden, übergangen, angegriffen und nicht ernst genommen. Wie sollte ich da im Stande sein, mit meinem Gegenüber mitzufühlen? Im Zeitpunkt der Konfrontation ist das meist nicht möglich, doch danach, wenn sich die Emotionen legen, tust du gut daran, darüber nachzudenken. Du kannst – so wie ich das tat – als erstes deine Gefühle würdigen und anerkennen. Das hattest du dir von der anderen Person ja gewünscht, aber nicht erhalten. Gib dir diese Würdigung selbst. Danach kannst du das Ganze nämlich neutraler anschauen. Vielleicht – nachdem du dir das gegeben hast, nach dem du dich sehnst – kannst du danach erkennen, von welchen Ängsten sich die andere Person hat zu diesem Verhalten leiten lassen. Da beginnt das Mitgefühl.

Eine innere Umarmung

Ob du es schaffst, bei einer Reflexion Mitgefühl für die andere Person aufzubringen, die dich verletzt oder angegriffen hat, ist jedoch nicht alles entscheidend. Du kannst trotzdem Heilung in eine solche Situation bringen, indem du nämlich eine innere Umarmung praktizierst. Zuerst stellst du dir vor, wie du selbst dein inneres Kind umarmst, das ob diesem Vorkommnis Tränen in den Augen hat. Beruhige es und gib ihm das Gefühl, dass du es liebst. Danach stell dir vor deinem inneren Auge vor, wie dein inneres Kind auf das kleine, innere Kind der anderen Person trifft, die dich verletzte. Visualisiere, wie sich die beiden kleinen Kinder umarmen. Sie sind unschuldig und rein. Nichts trennt die beiden – ausser die Ängste ihres erwachsenen Ichs. Nach einer Weile lassen sich die beiden Kinder los und winken sich zum Abschied.

Versuche diese innere Visualisierungsübung das nächste Mal, wenn du mit einer anderen Person nicht im Reinen bist. Sie muss nichts davon wissen, du machst diese Übung nur für dich selbst. Sei gespannt, was dabei herauskommt. Auf jeden Fall wirst du dich selbst danach besser fühlen: geliebt, akzeptiert und anerkannt. Was willst du mehr?

Nächste Woche in diesem Blog zum Thema «Mitgefühl»: Mitgefühl in der Familie.

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