Alte Wunden heilen: Aus deiner Opferrolle

In den ersten zwei Teilen dieser Blogserie zum Thema «Alte Wunden heilen» bin ich darauf eingegangen, wie man alte Wunden aus der Kindheit und aus Liebesbeziehungen loslassen und heilen kann. Jedoch ist dies nicht immer einfach. Oft steht uns dabei die Opferrolle im Weg. Diese wollen wir – meist unbewusst – nicht gerne loslassen. Warum? Weil sie so bequem ist.

Bequem

Die Opferrolle ist sehr bequem, denn man muss in ihr nichts unternehmen. Warum auch? Die anderen sind alle Schuld an meiner Misere. Angefangen bei meinen Eltern, die mich nicht richtig erzogen haben und mir tiefe, emotionale Wunden zufügten, an denen ich noch heute leide. Dann kommen da auch Lehrer, Vorgesetzte, Liebespartner, Freunde und Bekannte in Frage, denen man die Schuld in die Schuhe schieben kann. Nicht zu vergessen auch der Regierung, dem Wetter oder einer «höheren» Instanz wie Gott und dergleichen. Alle möglichen Personen (und Tiere) können dazu dienen, dass wir nicht an uns arbeiten wollen und nicht in den Spiegel blicken. Doch wir sind nun einmal auf die Erde gekommen, um uns zu entwickeln. Die Erde ist eine Schule des Lernens. Wenn wir also nur immer in der hintersten Reihe in der Schulbank sitzen und den anderen zuhören und zuschauen, wie sie ihre Aufgaben lösen, dann lernen wir dabei nichts. Wir müssen da schon selbst auch mitmachen. Doch davor fürchten wir uns. Warum? Weil es womöglich einen Schmerz in unserem Herzen auslösen würde. Oder weil wir uns zugeben müssten, dass wir einen Fehler gemacht haben – vielleicht sogar einen unverzeihlichen.

In den Spiegel schauen

Viele Menschen bleiben auch in der Opferrolle, weil man da stets das Mitleid der anderen Leute erhält. Das ist jedoch eine Art der Aufmerksamkeit, die wir vermeiden sollten. Denn das ist keine positive Energie, die uns da zuteil wird. Klar, ist es am Anfang eines tragischen Ereignisses gut, wenn man es anderen Leuten erzählen kann und sie dir dann sagen: Ich verstehe dich, du bist eine Arme, ich kann das nachvollziehen, ich leide mit dir, du tust mir Leid. Das sind alles schöne Sätze, die dich zu Beginn trösten können. Doch irgendeinmal ist diese Energie auch zu Ende und du musst dich aufraffen, in den Spiegel zu schauen, damit du weitergehen kannst. Wie gesagt: Du bist hier auf der Erde, um etwas zu lernen und dann weiterzugehen. Also darfst – oder musst – du dazu einmal eine ehrliche «Bestandesaufnahme» machen und dich selbst fragen: Wem gebe ich – bewusst oder unbewusst – die Schuld an meiner derzeitigen Situation? Ist diese Person wirklich Schuld oder habe ich auch etwas dazu beigetragen? Sei ehrlich zu dir selbst. Dich selbst anzulügen wird dich hier nicht weiterbringen. Wenn du dazu bereit bist, wirklich an dir zu arbeiten, dann werden sich dir hier schon Dinge zeigen, die auch bei dir zu ändern sind oder waren. Also heisst es: An die Arbeit.

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An die Arbeit

Die Opferrolle loslassen bedeutet also, dass du den Anteil der Schuld zu dir nimmst, den du selbst verschuldet hast. Den Fehler zuzugeben ist wichtig, nicht, um dich selbst zu verurteilen, sondern um daraus zu lernen – und es beim nächsten Mal besser zu machen. Du kannst dir dabei auch sagen: Ich wusste es damals nicht besser, ich gab stets mein bestes, ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Das entlässt dich jedoch nicht von deinem Anteil an der Schuld.

Die Opferrolle loszulassen ist sehr befreiend, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Aber willst du zum Beispiel dem Bäcker an der Ecke die Schuld geben, dass du zehn Kilo Übergewicht hast, weil er so feine Torten in seinem Angebot hat? Wohl kaum. Denn er hat dich ja nicht gezwungen, dort einzukaufen und dir danach ein grosses Tortenstück zu genehmigen. Das hast du selbst getan. Noch ein Beispiel: wenn auf deinem Bankkonto Ebbe herrscht, dann ist das nicht die Schuld der Regierung, weil sie zu hohe Steuern von dir verlangt, sondern eher wohl deine Schuld, weil du zu viele unnötige Dinge eingekauft hast, um deinen momentanen Frust zu überdecken.

Mit «an die Arbeit» meine ich also: Du stellst dich vor den Spiegel – oder sagst es dir innerlich – und sagst: Ich bin Schuld. Das ist mein Werk. Das reicht. Danach kannst du dich daran machen, diese Situation zu ändern. Du kannst zum Beispiel mehr Früchte und Gemüse einkaufen und nicht mehr beim Bäcker vorbei gehen. Oder du fragst dich immer zweimal, bevor du etwas kaufst, das du womöglich gar nicht brauchst. Das sind erste, kleine Schritte in dein neues Leben.

Selbstverantwortung

Ja, wenn du dein Leben so lebst, wirst du auf das Mitleid deines Umfeldes verzichten müssen. Doch es gibt dir als erstes auch ein gutes Gefühl: du bist (wieder) ehrlich mit dir selbst. Du kannst so eine neue Beziehung zu dir selbst aufbauen. Jeder Tag, an dem du dein Leben (wieder) selbst in die Hand nimmst, ist ein guter Tag. Immer mehr wirst du merken, wie du wieder in deine Selbstverantwortung kommst. Das macht dich stark – im Innen sowie auch im Aussen. Und eh du es dich versiehst, geht es dir viel besser als mit der Opferrolle. Du fühlst dich nämlich jetzt den äusseren Umständen nicht mehr so ausgeliefert, sondern beginnst du agieren, statt zu reagieren. Ein wunderbares Gefühl.

 

Nächste Woche in diesem Blog zum Thema «Alte Wunden heilen»: Aus Misserfolgen.

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