In die Stille hören

Es gibt Zeiten, in denen wir uns einfach alleine fühlen. Ausgehöhlt. Ohne Energie. Zeiten, in denen wir vergeblich im Aussen eine Antwort auf die Fragen suchen, die in unserem Innern brennen.

Was mache ich eigentlich hier? Wo steckt der Sinn in meiner Arbeit? In meinem Leben? Wer oder was hat in meinem Leben keinen Platz mehr?

Je länger wir uns diese Fragen stellen, desto verwirrter und unglücklicher werden wir. Wir drehen uns wie ein Hamster in seinem Rad – eingespannt in unserem energieraubenden Alltag. Ein Alltag, der oft ausgefüllt ist mit lauter Dingen, die uns nicht wirklich Freude bereiten – und uns keine Energie geben. Wie komme ich bloss aus diesem Strudel hinaus, der sich immer schneller um mich zu drehen droht, je mehr ich versuche, mich davon zu befreien? Ich fühle mich wie in einem Film, in dem ich zwar die Hauptrolle spiele, mir aber irgendwie nur dabei zuschaue, wie ich mitspiele. Ich funktioniere, ich arbeite, ich atme. Aber ich lebe nicht. Wenn ich ehrlich zu mir bin, ist meine Seele schon lange dabei, sich von mir zu verabschieden. Auf leisen Sohlen macht sie sich davon, rinnt mir wie feiner Sand durch die Finger.

Wer bin ich eigentlich? Wie fühlt sich mein Körper an? Was will er mir sagen? Da ich diesen Fragen unbedingt auf den Grund gehen will, gönne ich mir zwei Wochen Auszeit. Einen ‚digital detox‘. Tönt einfach, ist es jedoch nicht. Fernab von meiner Heimat, am anderen Ende der Welt, schalte ich mein Smartphone aus, Internet, Mails und sonstige Nachrichten sind ab jetzt tabu. Ich praktiziere täglich mehrere Stunden Yoga, meditiere, lasse meine Seele baumeln, geniesse die Stille. Das Nichtstun. Lausche dem Rauschen der Meeresbrandung. Die ersten paar Tage sind hart. Doch nah dies nah entspannt sich mein Körper, mein Geist kommt zur Ruhe. Wie durch ein Wunder tauche ich plötzlich mit Freude in die Stille, die sich in mir ausbreitet. Ich spüre Liebe für mich selbst, Gelassenheit lässt ein Lächeln über meinem Gesicht erstrahlen. Und aus einer tiefen Verbundenheit mit mir selbst heraus spüre ich, dass ich ein Teil des Universums bin, ein klitzekleiner Teil des Grossen und Ganzen. Ich fühle mich verbunden mit allem und allen. Bei mir selbst angekommen.

Endlich höre ich meine innere Stimme wieder in mir, die mir sagt, was mir gut tut, welches meine geheimen Wünsche sind, meine unterdrückten Gefühle.

Jetzt kann ich wieder neu planen, in meinem Leben die nötigen Korrekturen vornehmen, nach denen meine Seele ruft.

Ich begreife, dass die ganze Kraft in meinem Innern verborgen liegt. Ich muss mir nur genügend Zeit und Stille erlauben, diese wunderbare Quelle, die niemals versiegt, anzuzapfen. Fülle finde ich nicht im Aussen, sondern in meinem Innern. Lebe ich von meiner inneren Quelle, zeigt die Fülle sich im Aussen automatisch.

Ich fühle mich frei, stark und glücklich. Mit neuer Gelassenheit korrigiere ich den Kurs meines jetzigen Lebens – den tiefen, inneren Frieden in mir spürend, dass alles so wird, wie es richtig ist.

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